Es hat in meinem Urlaub schon einmal dermaßen gestürmt, dass ich den Plastikstühlen auf dem Balkon beim Abheben zusehen konnte. Das war auf Rügen. Ein Tag Sonnenschein und drei Tage Hotelzimmer, um nicht weggeweht zu werden. Hatte auch was. Ich habe viel gelesen. Bei meinem letzten Urlaub, vor wenigen Wochen in Sizilien, wurde mir erklärt, dass der Regen dort niemals auf dem Boden ankommt, sondern vorher in einigen Metern Höhe verdampft. Das konnte ich nicht überprüfen, denn es hat nicht geregnet. Oder ich habe nicht nach oben geschaut und es verpasst. Auch möglich. Das Wetter ist so ein Allwetterthema. Ein Ankerpunkt für die Kommunikation aller Kulturen. Und ein zuverlässiger Aufreger. Wer denkt denn beim Sommerurlaub schon daran, sich den Strandtag von äußeren Umwelteinflüssen versauen zu lassen? Ich habe schon mitbekommen, dass sich beim Reiseveranstalter beschwert wurde, weil es zwei Tage in Folge geregnet hat. Im Reiseprospekt war wohl nicht darauf hingewiesen worden, dass diese Möglichkeit besteht. Da hat es die Pauschaltouristen kalt und nass erwischt.
Platzwarte, Kreuzfahrtdirektoren, Reiseführerinnen und viele, viele Taxifahrer haben mir einiges beigebracht.
Christian Ritter
In meinem Buch „Hoffentlich regnet es zuhause“, erschienen im Satyr Verlag, geht es nicht nur ums Wetter. Das große, zentrale Thema sind – wie schon immer in den meisten meiner Geschichten – Missverständnisse, im Großen und Kleinen. Dazu kommt’s natürlich leicht, wenn man sich nicht bemüht, sich wenigstens zwei, drei Worte der Landessprache der Urlaubsdestination (oder zur Überbrückung wenigstens Englisch) draufzuschaffen und denkt, man sei mit seinem Schwäbisch überall auf der Welt verständlich, gell? „Wenn Deutsche Urlaub machen“ ist der Untertitel des Buchs. Zur Recherche musste ich gar nicht viel tun, einfach durch fremde Länder reisen und ab und an den Kopf drehen. Sie sind überall. Mit einiger Aufopferung habe ich alle möglichen Urlaubsformem einmal durchgespielt, von Campen bis Kreuzfahren. Platzwarte, Kreuzfahrtdirektoren, Reiseführerinnen und viele, viele Taxifahrer haben mir einiges beigebracht. Und in New York wäre ich fast verhaftet worden, weil ich eine Treppe benutzen wollte statt des Lifts. Kommt vor. Nun spoilere ich aber nicht weiter. Über die Erlebnisse in Griechenland, Italien, Frankreich, Kroatien, auf Island und in der Karibik darf man sich selbst im Buch informieren. Reise, Reise!
Christian Ritter, Jahrgang 1983, lebt in Berlin und liest auf vielen Bühnen des Landes regelmäßig vor. Seit Anfang des Jahrtausends ist er eine tragende Säule der deutschsprachigen Poetry-Slam-Szene, hat zuletzt den Queer Slam Berlin gegründet, den er veranstaltet und moderiert. Aus seinen satirischen Texten und Kurzgeschichten entsteht alle zwei Jahre eine Geschichtensammlung.
- „Hoffentlich regnet es zu Hause – Wenn Deutsche Urlaub machen“ von Christian Ritter im Satyr Verlag
- Autorenseite Christian Ritter