Verlegerisches Risiko?

Oder in jedem Fall ein Verlustgeschäft?

Blätterkohle. Verlage haben seit jeher das sogenannte „verlegerische Risiko“ in Kauf genommen, um ein ausgewähltes Buchprogramm zusammenzustellen und vorzufinanzieren – auf die Gefahr hin, dass ein Buch sich trotz Vertriebsbemühungen nicht gut verkauft. Wenn ein Buch nicht innerhalb der ersten 18 Monate Anklang findet, ist es wahrscheinlich, dass der Verlag dieses „verramschen“ muss, um nicht auf hohen Lagerkosten sitzen zu bleiben.

Denn im Buchmarkt besteht ein hoher Druck, ständig Neuerscheinungen zu veröffentlichen, da Bücher schon nach zwei Jahren nur noch wenig Beachtung finden. Im Fall der Verramschung hebt der Verlag die Buchpreisbindung auf und versucht Ankaufsangebote für einen Bruchteil des ursprünglichen Preises zu finden.

Blätterkohle

Solche „Flops“ im Verlagsprogramm werden querfinanziert von den Bestsellern. So machen 10 % der Bücher in Deutschland 90 % des Umsatzes aus! Grund für die Großhändler („Barsortimente“), die Buchhandlungen mit Büchern versorgen, das Programm von kleinen Verlagen schnell auszulisten.

Während die Gewinnmargen also fortwährend kleiner werden und kleine Verlage immer schwerer in den Buchhandel finden, steigt die Schwelle, ab der sich eine neue Publikation rentiert. Erst ab 2.000 verkauften Exemplaren beginnt ein Verlag kostendeckend zu arbeiten. Die durchschnittliche Auflagehöhe in den größten Verlagen beträgt bei Romanen etwa 4.000 Exemplare, bei Fachbüchern 2.500 Exemplare und bei Lyrik sogar nur 1.500. Kleine Verlage drucken in noch kleineren Auflagen – für sie ist die Arbeit also in der Regel ein Verlustgeschäft. So sinkt auch der Mut der Verlage, sich auf ungewöhnliche Bücher und neue Autor:innen einzulassen.

Wusstest du … ? Schon 20.000 verkaufte Exemplare können unter Umständen ausreichen, um ein Buch zum Spiegel-Bestseller zu machen.