Gänsehaut. Eine geschlossene Heilanstalt, ein alter Waldfriedhof und die Legende über eine wandelnde Statue: Autorin Sarah Drews ließ sich davon zum Psychothriller „Die Anstalt der gebrochenen Seelen“ (Shadodex – Verlag der Schatten) inspirieren. Doch was ist wirklich dran an der Legende über die Frauenstatue, die des Nachts hinter dem eisernen Friedhofstor zum Leben erwacht, um die Toten vor der Störung durch Eindringlinge zu schützen? Sarah Drews schickt dafür ihre Protagonistin Johanna, eine Journalistin, auf den Friedhof, um der Legende auf den Grund zu gehen, doch was sie dort erlebt, wird ihr Leben komplett verändern. Dem Schöne-Bücher-Magazin verriet die Autorin mehr über das Buch und darüber, wie es entstanden ist.
Wie sind Sie auf die Idee zur Geschichte gekommen?
Sarah Drews: 2017 gab es eine Ausschreibung beim Shadodex – Verlag der Schatten zum Thema Friedhöfe. Ich fand dieses Thema unglaublich spannend, denn es gibt so viele Geschichten, die sich da anbieten. Und so ein alter Friedhof hat auch immer etwas Mystisches. Nicht umsonst finden sich zahlreiche Legenden über Friedhöfe im Internet. Und eine davon hat mich erst zur Kurzgeschichte und dann zum Roman „Die Anstalt der gebrochenen Seelen“ inspiriert, der tatsächlich aus der Kurzgeschichte heraus entwickelt wurde. Es ist die Legende der wandelnden Statue von Illenau-Achern.
Worum geht es da?
Sarah Drews: Die Legende besagt, dass in der Nacht eine Frauenstatue über den Waldfriedhof der ehemaligen Heilanstalt wandert und die Ruhe der Toten vor nächtlichen Besuchern schützt. Die Statue spielt in meiner Geschichte jedoch nur eine kleinere Rolle, als anfänglich angedacht. Ich habe mich immer gefragt, wieso eine Figur die Ruhe der Toten schützt. Mir kamen zahlreiche Ideen. Eine tragische Liebesgeschichte, ein Mord auf dem Friedhof oder die Tatsache, dass die Figur gar nicht die Toten beschützt, sondern die Lebenden versucht abzuschrecken, damit nichts Schlimmeres passiert. Und hier bot sich einfach mein zweitliebstes Lesethema an: Heilanstalten. Ich wollte selbst einst Psychologie studieren, doch kam alles anders, das Interesse – vor allem auch für die heute überholten Therapieansätze – ist jedoch geblieben.
Und was war letztlich der Auslöser für den genauen Ort im Buch?
Sarah Drews: Tatsächlich habe ich mich für die Geschichte von öffentlichen Berichten inspirieren lassen. Es gibt diverse ältere Akten aus den Jahren 1880-1940, die digitalisiert sind. Zahlreiche Patientenakten, die durchweg spannend waren. Die Ansätze, Gedanken oder Gründe für die Einweisung sind faszinierend. Leider ist es sehr schwer, die meist handschriftlichen Arztberichte in altdeutscher Schrift zu entziffern. Dennoch habe ich ein paar spannende Therapien und Fälle herausgesucht und für dieses Buch verwendet. Die Akten aus den „Dachbodenfunden“ im Roman basieren allesamt auf tatsächlichen Fällen – angepasst mit eigenen Therapieansätzen, die hinter vorgehaltener Hand ebenfalls manchmal vorkamen. Da der Waldfriedhof mit der angeblich wandelnden Statue zur seit 1940 geschlossenen Heilanstalt Illenau-Achern gehört, war naheliegend, diese in die Geschichte einzubauen und eine Story zu konstruieren, deren Ende die Leser*innen überraschen wird.