Fragebogen. Guten Appetit – aber diesmal ganz anders. Eine „völlig wirr angeordnete Vielzahl verschiedenster Gerichte“: Die verspricht der Lektora Verlag mit „Du kannst kochen?!“ Zu Papier gebracht hat das ungewöhnliche Werk Jan Schmidt (Foto: Andreas Klein) aus Bochum – und der Poetry-Slammer garniert seine Rezepte mit allerlei kurzen Texten, die „keiner geradlinigen Thematik folgen“. Was das wohl heißt? Jan Schmidt hat sich im Interview mit dem Schöne-Bücher-Magazin an Erklärungen versucht. Prost Mahlzeit!
Worum geht’s in „Du kannst kochen?!“:
Es ist die erste kulinarische Textsammlung oder das erste literarische Kochbuch, das liegt traditionell im Auge der Betrachtenden. „Du kannst kochen?!“ versammelt einige meiner Lieblingsrezepte mit kurzen Texten, Anekdoten, Essays und Gedankenströmen. Die passen mal mehr, mal weniger zu den Rezepten, sorgen aber vor allem für unterhaltsame Abwechslung.
Was hat Sie auf die Idee dazu gebracht?
Ich koche schon seit Jahren leidenschaftlich gern und viel, auch oft für Freund:innen. Anfang 2022 war mein lieber Freund Matthias zu Gast und wollte unbedingt mein Rezept für das Nudelgericht haben, das ich uns zubereitet hatte und meinte anschließend halb im Scherz, dass ich unbedingt ein Kochbuch rausbringen muss. Aber kein klassisches, sondern irgendeinen Einschub, den Kochbücher nicht haben. Ich hab dann ein wenig recherchiert und es gibt meines Wissens nach im deutschsprachigen Raum kein Kochbuch mit literarischen Elementen. Oder umgekehrt keine Textsammlung mit Rezepten. So ist das Konzept gewachsen. Danke nochmal an Munky!
Was war das Schwierigste beim Schreiben?
Ich hatte mir das Ziel „50 Texte und 50 Rezepte“ gesetzt und nahezu alle Texte sollten auch nur eine Seite lang sein, damit jedes Rezept von einem Text gespiegelt wird. Es war zugegebenermaßen zunächst schonmal nicht so einfach, überhaupt auf 50 Rezepte zu kommen. Bei der ersten ausführlichen Ideensammlung kam ich auf 29, da fehlte noch einiges. Zum Schluss musste ich mir vier Gerichte aneignen, die ich vorher noch nie gemacht hatte (und die nun in meinem Standard-Repertoire sind; aus Experimenten wird Gewohnheit, herrlich!). Dann noch 50 Texte, die sich thematisch nicht überschneiden sollten … Das war schon eine Herausforderung, bei der ich zwischendurch nicht sicher war, ob da tatsächlich noch Ideen in mir sind. Und dann muss man ja seinem eigenen Anspruch auch noch gerecht werden. Es war ein längerer Prozess mit viel Zweifeln und Hadern. Umso glücklicher bin ich, dass es ein wirklich wunderschön rundes Ding geworden ist.
Was muss man über Jan Schmidt wissen – und wie viel von ihm steckt im Buch?
Ich komme aus dem Poetry Slam-Format und bin dort immer noch viel und gerne aktiv. Ich war sehr lange der Überzeugung, dass sich meine Texte nicht für eine klassische Textsammlung eignen, weil meine Auftritte viel vom Zusammenspiel mit dem Publikum und einer gewissen Anarchie leben. Das bin ich auch immer noch, daher hab ich für dieses Buch fast alle Texte neu geschrieben, statt einfach Dateien von meinem Rechner zum Verlag zu schicken. Es sind schon viele verschiedene Töne, die in den Texten durchklingen, ohne aber meinen Charakter zu verschleiern. Es steckt viel von mir drin im Buch, aber das soll es auch.
Menschen, die „Du kannst kochen?!“ lesen sollten, mögen auch:
… verrückten Humor, leckeres Essen und auch ein bisschen Philosophie und Unsinn. Vielleicht mögen Sie auch meine liebsten Bühnenkolleg:innen Jean-Philippe Kindler, Jan Philipp Zymny, Simon Slomma, Morgaine Prinz, Luca Swieter oder Johannes Floehr. Ich empfehle alle uneingeschränkt.
Meine Lieblingsstelle im Buch …
… ist der zugehörige Text zu meinem Rührei-Rezept und heißt „Die Vasektomie“.
Wer mein Buch nicht liest, verpasst …
… leckere Rezepte, die Basics super abdecken, aber auch ein bisschen fancy werden können. Ungewöhnliche Gedankengänge in den Texten, zwei kleine eingebaute Quizspiele, ein bisschen was zum Lachen. Ein süßes, rundes Büchlein, bei dem man hinterher zufrieden ist und im besten Fall auch was gelernt hat.