Großevent. Ein erfolgloser Hauptstadtclub, ein entführter Starkicker – und jede Menge Seitenhiebe auf den Profifussball: Das ist das Rezept für „Trainingslager“ (Carpathia Verlag), Romandebüt des Sportjournalisten Dominik Bardow. Sein Buch ist Fußballkrimi und Satire auf den Medienbetrieb in einem. Bardow, Jahrgang 1982, kennt sich aus im Metier: Als Reporter war er selbst in Trainingslagern dabei – und hat sich dazu als Fifa-Experte mit Korruption im Sport beschäftigt. Seine kommerzkritischen Fußball-Essays wurden mehrfach für Preise nominiert. Anlass genug für das Schöne-Bücher-Magazin, Bardow zur Fußball-Europameisterschaft 2024 zu befragen – und wer am Ende als Sieger vom Rasen gehen wird.
Wer gewinnt die Fußball-EM 2024?
Dominik Bardow: Für Sie immer noch UEFA EURO 2024™, Sie Flegel! Sieger wird der europäische Fußballverband, der einen Turniergewinn von 1,7 Milliarden Euro erwartet und 250 Millionen Euro Steuern zahlt – kleiner Witz, er führt natürlich gar nichts ab. Außer Kosten, die Bund und Austragungsstädte tragen. Zweiter Sieger wird der DFB, dessen Betrugsprozess zur WM 2006 während des Turniers pausiert.
Woher wissen Sie das?
Dominik Bardow: Internet. Und eigene Erfahrung. Als Zeitungsreporter durfte ich bei der FIFA, UEFA und dem DFB Herrendüfte von Fußballfunktionären aus nächster Nähe schnüffeln, fast immer riecht es nach Geld. Aber das Schöne ist ja: Wer Fußball liebt, dem ist das egal, und wer Fußball nicht mag – noch egaler. Dabei passieren die besten Geschichten hinter den Kulissen. Man darf sie leider selten aufschreiben.
Wie viel selbst Erlebtes steckt in Ihrem Buch „Trainingslager“?
Dominik Bardow: Vor allem selbst Getrunkenes. Aber so viel Obstler wie in „Trainingslager“ fließt zum Glück selten, selbst bei Sportreportern. Doch wer nüchtern genug bleibt, entdeckt neben all dem Alpenpanorama auch die Abgründe in und um die Fußballvereine, die im Sommer gerne in Österreich absteigen. Das hat nicht immer das geschilderte kriminelle Potenzial, aber genug Komik für ein launiges Buch.