Zwangspause. 2024 werden keine Skoutz-Awards verliehen. So lässt sich kurz zusammenfassen, was in dieser Woche entschieden wurde – nach einem Sturm der Entrüstung in den sozialen Medien. Im Mittelpunkt stand vor allem diese Frage: Dürfen Buchtitel, die mit künstlicher Intelligenz (KI) erstellt wurden, ins Rennen um den Literaturpreis gehen?
Den Skoutz-Award gibt es seit 2016. Eine Jury und Leser des gleichnamigen Literaturnetzwerks stimmen in verschiedenen Kategorien ab – vorgeschlagen werden kann in der allerersten Runde quasi jeder Titel. Und damit eben auch einer, dessen Inhalte – ob Text oder Cover – mit Hilfe von KI erstellt wurden. Ein Fakt, der bei vielen Buchschaffenden für Unverständnis sorgte. So auch bei Verleger Marc Hamacher (Foto), Chef des Leseratten Verlags. Gleich mehrere seiner Titel waren auf Listen für den Award zu finden. „Das ist schön“, ließ Hamacher in seiner offiziellen Stellungnahme wissen. „Umso mehr bin ich entsetzt, dass unsere Werke dort in einer Linie stehen mit Büchern, von denen die Jury weiß, dass die Texte und/oder die Cover teilweise oder sogar ganz mit KI generiert worden sind. Das ist ein Tritt in den Hintern und die Seele echter Künstler.“ Tatsächlich hatte es zuvor eine Social-Media-Umfrage gegeben, bei der sich eine deutliche Mehrheit gegen die Zulassung von KI-Werken ausgesprochen hatte. Hamacher selbst hatte etwa eine eigene Kategorie für KI vorgeschlagen. „Unfair“ sei das Prozedere, warf nun der Leseratten-Verleger den Skoutz-Verantwortlichen vor. Und kündigte an, sich deutlich vom Award zu distanzieren. „Wir wollen mit KI-Werken nicht gemeinsam nominiert sein. Schon gar nicht, wenn die Macher wissen, dass es KI-Werke sind.“ Stattdessen stehe der Verlag „auf der Seite der Künstler – immer.“ Hamachers Aufruf endete so: „Bitte stimmt NICHT für uns ab. Ich bitte die Macher von Skoutz hiermit öffentlich, unsere Werke von der Longlist zu nehmen.“
„Wir wollen mit KI-Werken nicht gemeinsam nominiert sein.“
Marc Hamacher
Leseratten Verlag
Doch das ist gar nicht mehr nötig. Denn zur Abstimmung wird es nun nicht mehr kommen. Weil viele andere Buchschaffende es ähnlich sahen, trafen die Skoutz-Award-Macher nun gemeinsam mit der Jury nach einer Krisensitzung eine große Entscheidung: Der Skoutz-Award 2024 wird ausgesetzt. Denn: „Wir können nachträglich nicht die Regeln ändern.“ Ein Leben ohne KI? Nicht mehr vorstellbar. Wie es weitergehen soll, darüber haben sich die Skoutz-Macher ihre Gedanken gemacht. In ihrer Stellungnahme fassen sie die hitzige Debatte so zusammen: Künstliche Intelligenz ist unter uns, nicht sichtbar, nicht verboten, nicht klar definiert – und kann nicht ausgeschlossen werden. Und: Künstliche Intelligenz erfordert ein Umdenken. Doch wie geht es nun mit dem Preis weiter? Auskunft der Skoutz-Award-Macher: „Irgendwie. Aber sicher mit KI.“ In diesem Jahr allerdings erstmal nicht.