Indiebarometer. Die Frankfurter Buchmesse feiert 2023 mit großem Programm ihr 75-jähriges Bestehen. Doch die Situation vieler kleiner und unabhängiger Verlage im Land ist angespannter denn je. Jeder vierte Verlag bewertet die aktuelle wirtschaftliche Lage seines Unternehmens schlecht – und zwar mit den Schulnoten 5 oder 6. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter Mitgliedern des Schöne-Bücher-Verlagsnetzwerkes sowie der Interessengruppe unabhängiger Verlage (IGuV) des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. Auch wenn das Indiebarometer nicht repräsentativ ist, so lassen die Ergebnisse aufhorchen. Im Schnitt bewerteten die Befragten ihre Lage mit der Schulnote 3,6 – wobei Note 1 sehr gut ist, Note 6 schlecht. Nur einer der 100 Verlage gab die Note 1.
Zukunftsangst und fehlende wirtschaftliche Aussichten könnten sich auf die Zahl kleiner unabhängiger Verlage auswirken. So haben mehr als 4 von 10 Verlegern (42,6 %) im vergangenen Jahr darüber nachgedacht, ihren Verlag zu schließen. Auf die Frage nach der wirtschaftlichen Perspektive antworteten ebenso 4 von 10 (40,6 %) mit „es wird schlechter”. Nur etwa jeder Vierte geht davon aus, dass sich die Lage verbessert. Rund ein Drittel (33,7 %) der Befragten sieht die aktuellen Aussichten gleichbleibend.
Auch nach Gründen für die vergleichsweise gedämpfte Stimmung wurde beim Indiebarometer gesucht. So gab fast die Hälfte der befragten Verleger an, bei den Barsortimenten ganz oder teilweise ausgelistet worden zu sein. Über einen finanziellen Zuschuss mit dem Gewinn eines Preisgeldes – etwa beim Deutschen Verlagspreis – konnte sich nicht einmal ein Fünftel der Befragten freuen. Mehr als die Hälfte aller Verleger, die an der Umfrage teilgenommen haben, kämpfen dabei als Einzelpersonen im Verlag – und sind dort in der Regel für alle Aufgaben selbst zuständig.
Verlegerin Sandra Thoms (Bedey & Thoms Mediengruppe), die die Umfrage mit initiiert hat: „Die Ergebnisse zeigen, dass vielen kleinen und unabhängigen Verlagen das Wasser aktuell bis zum Hals steht. Und eine Besserung ist nicht in Sicht.” Statt mit Gießkannenprojekten wie dem deutschen Verlagspreis Unternehmen zu unterstützen, sei eine strukturelle Förderung für alle Verlage unabdingbar. “Sonst gehen der bundesdeutschen Kulturlandschaft ganz still und leise wichtige Teile verloren.”