Jubiläum. 1943 erschien die erste Ausgabe der Erzählung von „Der kleine Prinz“ (im Original: „Le Petit Prince“). Geschrieben und mit eigenen Illustrationen versehen hatte sie der französischen Autor Antoine de Saint-Exupéry. Es ist sein bekanntestes Werk. Und bis heute ist die Geschichte – die oft als Plädoyer für Freundschaft und Menschlichkeit interpretiert wird – ein Renner bei Fans in aller Welt. Für die Edition Tintenfaß aus Neckarsteinach ist der „Prinz“ ein Schwerpunkt im Verlagsprogramm. Soeben ist die 200. Ausgabe in einer anderen Sprache dort erschienen. Die Jubiläumsausgabe vereint in 29 Kapiteln deutsche Mundarten. Alison Sauer (Foto) von der Edition Tintenfaß erklärt im Interview mit dem Schöne-Bücher-Magazin, was es damit auf sich hat – und welche Sprache die Prinzen-Fans ganz besonders mögen.
Wann kam ist die erste Ausgabe des „Kleinen Prinzen“ bei der Edition Tintenfaß erschienen?
Alison Sauer: Unsere Begeisterung für den Kleinen Prinzen fing 2005 mit „Malkuno Zcuro“, einer Übersetzung des beliebten Klassikers ins Aramäische an. Diese Übersetzung war damals weltweit das erste in modernem Aramäisch veröffentlichte Buch! Der Text ist im aramäischen Alphabet und in lateinischer Transkription gedruckt. Wie dieses Projekt entstehen bis heute viele unserer Projekte aus Kooperationen mit Forschern und Wissenschaftlern, denen – wie auch uns – das Erforschen und Erhalten von bedrohten Sprachen und Dialekten am Herzen liegen.
Welche besonders ungewöhnlichen Sprachen sind im Portfolio der Edition Tintenfaß zu finden?
Alison Sauer: Da fallen mir folgende Ausgaben des „Kleinen Prinzen“ ein:
- in alt-ägyptischen Hieroglyphen, übersetzt von einem renommierten französischen Ägyptologen, der im Nachwort die Geschichte der Entzifferung der Hieroglyphen nachzeichnet
- in Aurebesh, der offiziellen Sprache der Star Wars-Filme
- in angelsächsischen Runen, die in England vom 5.-10. Jahrhundert verwendet wurden
- in Singlish, einer englisch-basierten Kreolsprache, die sprachliche Elemente verschiedener Einwanderergruppen in Singapur vereint
- in Ojibwe, einer indigenen Sprache Nordamerikas.
Inzwischen haben wir insgesamt fast 450 Titel in mehr als 200 Sprachen und Dialekten aller Kontinente und von den meisten großen Sprachgruppen im Programm. Aber als ungewöhnlich zählen wohl inzwischen auch die vielen Varietäten der deutschen Sprache. Viele Menschen wissen gar nicht um die Vielfalt unserer eigenen Sprache. Dazu gehören neben den deutschen Dialekten wie Alemannisch, Badisch, Bairisch, Berlinisch, Kölsch, Hamburger Platt, Hessisch, Pfälzisch oder Sächsisch auch kleinere Dialekte aber eben auch andere Varietäten. Etwa die, die von deutschen Auswanderern in ihre neue Heimat mitgenommen wurden und heute noch in Minderheiten in den USA oder in Brasilien gesprochen werden. Wir freuen uns, mit unseren Büchern etwas zum Erhalt dieser sprachlichen Vielfalt beitragen zu können. Diese Vielfalt feiern wir auch mit unserer eben erschienen Jubiläumsausgabe, die unglaublicherweise unsere 200. Kleine Prinz-Ausgabe ist: „Der Kleine Prinz“ in deutschen Mundarten.
Welche Sprachen sind noch auf eurer Wunschliste?
Alison Sauer: Die Liste ist sehr, sehr lang! Uns wird die Arbeit also nicht ausgehen. Gerade arbeiten wir an mehreren zweisprachigen Ausgaben, die das Erlernen neuer Sprachen unerstützen können.
Welches war die kniffligste Buchfassung – und warum?
Alison Sauer: Für unseren Setzer, mit dem wir seit über 20 Jahren arbeiten, sind natürlich die Sprachen mit anderen Schriftzeichen immer eine Herausforderung aber auch ein großer Spaß. Bei manchen Sprachen kann man ja kaum erkennen, wo ein Wort aufhört und das nächste anfängt. Gut, dass unsere Autoren und Übersetzer dann immer noch einmal über die Druckfahnen drüber schauen!
Welcher Prinzen-Titel ist der Renner im Verlag?
Alison Sauer: Wir können es uns nicht wirklich erklären, aber unser Bestseller ist seit Jahren der Kleine Prinz im Morse-Alphabet.