Fiktion? Wahrheit? Wer weiß das schon ganz genau. Bestens recherchiert, fantasievoll formuliert und überzeugend konstruiert: So lassen sich die Bücher von Florian G. Mildenberger, Jahrgang 1973, beschreiben. Der gebürtige Münchner ist neben seiner Laufbahn als Medizinhistoriker auch als Autor tätig. Im Dresdner Ultraviolett Verlag erschien die Trilogie „Der letzte Schwan“ sowie ganz frisch der Roman „Kein Morgen ohne Gestern“. Was diesen Titeln gemein ist: Mildenberger schickt seine – zumeist schwulen – Protagonisten durch die Geschichte und lässt sie historisch spannende Zeitgenossen treffen. In der Trilogie ist es Philipp Alexander von Schwanenburg, der letzte gekrönte deutsche Landesherr vor 1918. In „Kein Morgen ohne Gestern“ begleitet Mildenberger den Rasputin-Mörder Felix Jussopow samt Familie im Jahr 1919 auf seiner Flucht aus Russland. Welche Romanfiguren dabei ersponnen sind und welche real? Das muss der Leser selbst erkunden. Dem Schöne-Bücher-Magazin gewährte Mildenberger einen Einblick in seine Autorenarbeit.
„Kein Morgen ohne Gestern“, frisch signiert von Florian G. Mildenberger, gibt es aktuell auf den Seiten des Ultraviolett Verlags bei Facebook und Instagram zu gewinnen.
Sie schaffen es äußerst unterhaltsam, Sexualgeschichte mit historischen Ereignissen zu verknüpfen und dies romanhaft aufzutischen. Normalerweise nähern Sie sich den Themen Gay-Bewegungen, Gender Studies oder sexueller Emanzipation eher aus wissenschaftlicher Sicht, richtig?
Florian G. Mildenberger: Ja, aus beruflichen Gründen, denn ich bin Historiker. Aber Geschichtsschreibung allein empfand ich irgendwann nicht mehr als abendfüllend. Daher kam ich auf die Idee, historische Romane zu schreiben.
Mal ganz ehrlich, Herr Mildenberger: Wie viel in Ihren Büchern ist geflunkert?
Florian G. Mildenberger: Bei der Trilogie „Der letzte Schwan“ ist natürlich vieles erfunden, beginnend mit der Hauptperson und ihren Abenteuern. Aber das Rundherum, die ganzen Zeitgenossen, denen Philipp von Schwanenburg begegnet und vor allem die Zeitumstände haben sich auch so ereignet. Ich habe sozusagen nur eine weitere Person der Weltgeschichte hinzugefügt. Bei „Kein Morgen ohne Gestern“ orientiere ich mich ziemlich genau an den historischen Quellen und habe nur die eine oder andere historische Figur hinzugefügt oder in eine neue Situation eingepasst.
Eine Rezensentin schrieb zu Ihrem Buch „Der letzte Schwan“: „Ich bin als Leserin rundweg gefordert.“ Stoßen Sie beim Schreiben selbst manchmal an Grenzen?
Florian G. Mildenberger: Natürlich fordert das Schreiben einen mindestens so sehr wie das Lesen. Das ist ja auch nur gerecht, denn Autor sein ist nichts, was man nebenbei macht zwischen Abwasch und Bügeln. Ich verfasse keine Schlummergeschichten für Schlafgestörte, sondern für Zeitgenossen, die sich für Geschichte und Literatur gleichermaßen interessieren. Das schwule Element ist deswegen enthalten, weil ich darüber etwas mehr weiß als über heterosexuelle Vergnügungen. Aber das rein Schwule liegt mir auch nicht. Nicht zufällig zeugen meine Protagonisten auch Nachwuchs.