Metropolen-Wunder. In Ilford im Nordosten Londons wuchs Jacinta Nandi (Foto) auf, kam vor 22 Jahren nach Deutschland. Und blieb – in Berlin. Alte und neue Heimat trennen nicht nur ein Kanal, diverse Grenzen und eine Währung. Sondern noch so manches mehr. Was die Bloggerin, Autorin und Kolumnistin oft den Kopf schütteln lässt. „What the fuck, Berlin – was soll das alles? Das fragt ich mich quasi jeden Tag“, sagt Nandi. Ihre kopfschüttelnden Texte über die Hauptstadt erscheinen nun als Buch mit dem Titel „WTF Berlin“ im Satyr Verlag. Es ist ein A bis Z der Kuriositäten, aufgeschrieben in englischer Sprache. „Ein Buch für Zugezogene wie mich“, erklärt die Autorin. „Aber eigentlich auch für jeden anderen, der Deutschland besser verstehen möchte.“ Mit Dingen, die für sie „typisch Berlin“ sind – und auch ein bisschen „typisch Deutschland“. Das Abendbrot zum Beispiel. Jacinta Nandi, selbst ernannte „schlechteste Hausfrau der Welt“ (die ein Buch mit diesem Titel veröffentlich hat), verdreht die Augen. „Graubrot und Schinken für die Kinder? Hilfe! Ich bewundere die deutsche Hausfrau, die so etwas macht. Ein Essen, einfach schrecklich-gut. Ich mag es sehr wohl. Aber nur, wenn ich gerade im Krankenhaus liege.“ Oder die Art der Begrüßung. „Verstehe ich einfach nicht. Du begrüßt dich, und das war’s. Kein Smalltalk, nichts. Ich komme in die Arzpraxis, sage „Guten Tag“. Dann ist alles still. Warum nur? Dagegen auf dem Spielplatz: Dort gibt es erst gar keine Begrüßung. Die Leute ignorieren sich einfach. Seltsam!“ Ein Wirrnis auch dies: die Kleidung. Nandi: „In London gab es an einer Schule das ausdrückliche Verbot für Mütter, ihre Kinder im Pyjama zur Schule zu bringen. In Berlin trägt man die Jogginghose – einfach so. Beides sieht sich irgendwie sogar ähnlich, oder?“ Ob sie ihre Heimat vermisst? „Na klar, sehr sogar. Ilford ist uncool und langweilig. Wie Berlin-Spandau. Aber so schlimm, wie alle sagen, ist dort auch wiederum nicht.“ Sie selbst wohnt übrigens in Lichtenrade. „Noch langweiliger als London, kaum vorzustellen.“ Aber auszuhalten, irgendwie.